Warum wir etwas tun müssen

Aktuelle Ergebnisse der Klimawissenschaft: Zwei aktuelle Studien und Berichte zeigen erneut die Dringlichkeit, mit der Reduktion der Treibhausgasemissionen zu beginnen. Und aktuelle Fakten zum Klimawandel oder wie man den Klimawandel richtig erklärt, zeigt Zeit Online auf.

Im Auftrag der Staatengemeinschaft wurde das IPCC, der internationale Klimarat, beauftragt, Szenarien für eine Erwärmung um max. 1,5°C (im Vergleich zu einer Erwärmung um 2°C) bezogen auf vorindustrielle Temperaturwerte zu entwickeln.

Die Kohlenstoffbudgets und die Reduktionserfordernisse für Treibhausgase wurden diesem Bericht – dem SR15 – entnommen.

Der Bericht der PNAS[1] zeigt auf, wie sehr die verschiedenen Kipppunkte des globalen Klimasystems schon zwischen 1°C und 3°C bedroht sind und einander in einem Dominoeffekt verstärken können. Es droht ein „runaway“ Effekt der Klimaerhitzung, in dem weitere Kipppunkte überschritten werden und ein Stabilisierung des globalen Durchschnittstemperatur erst bei über 6°C in einer Heißzeit erreicht wird.

Quelle: www.researchgate.net

Zu beachten ist bei diesen Kurven, dass von 2012 bis 2017 die globalen CO2-Emissionen, so auch in Österreich, weiter gestiegen sind und auch 2018 voraussichtlich Rekordemissionen ausweisen wird. Das verbleibende Kohlenstoffbudget ist damit weiter geschrumpft. Vor 2020 ist weder global noch in Österreich mit einer Reduktion von CO2-Emissionen zu rechnen.

Um unter 1,5° C Erhitzung zu bleiben, müssen somit alle Staaten um das Jahr 2050 treibhausgasneutral sein, der Ausstieg aus fossilen Brennstoffen muss noch deutlich davor erfolgen.

Deswegen die Forderung dieser Initiative: „Ausstieg aus der Verbrennung fossiler Energieträger bis 2040“[2]

Andere THG (Methan, Lachgas, NOx, etc) können nach 2040 noch geringfügig emittiert werden. Die vollständige Klimaneutralität muss bis 2050 erreicht werden, ab dann sollten negative Emissionen – die dauerhafte Verbringung von Kohlenstoff in der Biosphäre oder unter die Erde – bereits überwiegen und mit der Sanierung der CO2-Mülldeponie Erdatmosphäre begonnen werden.

Für Österreich lässt sich daraus ein Treibhausgasbudget[3] bzw. in Kohlenstoffbudget Äquivalente umgerechnet von max. 800 Mio Tonnen CO2e von 1.1. 2020 bis 31.12. 2040 errechnen.

Damit könnte Österreich noch 10 Jahre rund 80 Mio T CO2e emittieren und müßte nach 2030 vollständige Treibhausgasneutralität erreicht haben, netto Null emittieren. Realistisch ist ein linearer Reduktionspfad von rund 4 Mio T CO2e (mit anderen THG) oder rund 3,5 Mio T CO2 pro Jahr ab 2020 bis 2040. Bis 2035 oder gar 2039 kaum zu reduzieren und 2040 auf Nullemissionen zu kommen würde das Kohlenstoffbudget deutlich überschreiten und zu einer Erwärmung weit über 1,5°C führen.

Konsequenzen für Österreich, beispielhaft angeführt:

  • Auf der Straße befindliche PKK und LKW verbrauchen bis 2030 um 50% weniger Benzin und Diesel
  • Kein Verkauf von Kohle, Erdöl- und Erdgasprodukten (Benzin, Diesel, Kerosin, LPG, Schiffsdiese, Heizöl, Erdgas etc.) ab 1.1. 2040
  • Keine neuen fossilen Heizsysteme ab 1.1. 2020 (auch kein Erdgas) Bestehende Gasheizungen müssen auf CO2-neutrales Gas umgestellt werden.
  • Alle 5 Voestalpine Stahlhochöfen werden von Kohle auf Ökostrom und H2-Reduktion zwischen 2027 und 2035 umgestellt.
  • Der Ökostromausbau wird naturverträglich und unter Einhaltung aller Effizienzpotentiale von 0,7 TWh/Jahr auf rund 4 TWh pro Jahr erhöht werden müssen um echte 100% Ökostrom bis 2030 zu erreichen und den Ökostrombedarf auch für 2040 und darüber hinaus abzudecken.

Bisherige Ziele

  1. EU-Rat der Regierungschefs 2014: – 40% THG von 1990 bis 2030 ->
  2. INDC (freiwillige Reduktionsverpflichtungen der UN-Staaten) von Europa mit -40% THG bis 2030 + Versprechen der EU, nach der Klimaschutzkonferenz von Paris nachzubessern, sollte alle große Emittenten sich auf ein Abkommen einigen. ->
  3. Klimaschutzabkommen von Paris 2015: überraschend stimmten 196 Staaten zu und einigten sich auf eine Erwärmungsobergrenze von 2°C mit Anstrengungen diese auf 1,5°C zu reduzieren. Dafür waren v.a. die AOSIS Staaten verantwortlich, die sonst nicht zugestimmt hätten. Die EU trat für 2°C ein. ->
  4. Nach der Klimaschutzkonferenz von Paris hat die EU ihre Ziele, die im Zusammenspiel mit den anderen NDCs zu einer Erhitzung von rund 3°C bis zum Jahr 2100 führen würden, nicht wie versprochen, nachgebessert. Die erfüllt somit weder das 2°C und schon gar nicht das 1,5°C Ziel. ->
  5. Alle Ziele der EU-Mitgliedstaaten, somit auch für Österreich, und die Aufteilung auf Sektoren wie sie in der Effort Sharing Decission und der EU-Emissionshandelsrichtlinie beschlossen wurden und in der mission 2030 von Österreich übernommen wurden, sind somit nicht geeignet das 2°C oder gar das 1,5°C Erwärmungsobergrenzen-Ziel zu erreichen. Die derzeit steigenden CO2-Emissionen Österreichs tragen zu einer globalen Erwärmung von über 3°C bei ->

Deswegen soll laut den Initiatoren von Wir entscheiden Klima! Österreichs Bevölkerung die Chance erhalten, in einer Volksabstimmung über den Ausstieg aus fossilen Energien in Österreich bis 2040 zu entscheiden und damit beizutragen, dass den nachfolgenden Generationen ein stabiles Weltklima übergeben wird. [4]

Weiterführende Links

Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) veröffentlicht auf ihrer Website häufig gestellte Fragen zum Klimawandel in Österreich und global:
www.zamg.ac.at

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[1] www.pnas.org/cgi/doi/10.1073/pnas.1810141115
Trajectories of the Earth System in the Anthropocene
Will Steffena,b,1, Johan Rockströma, Katherine Richardsonc, Timothy M. Lentond, Carl Folkea,e, Diana Livermanf, Colin P. Summerhayesg, Anthony D. Barnoskyh, Sarah E. Cornella, Michel Crucifixi,j, Jonathan F. Dongesa,k, Ingo Fetzera, Steven J. Ladea,b, Marten Schefferl, Ricarda Winkelmannk,m, and Hans Joachim Schellnhubera,k,m,1
Edited by William C. Clark, Harvard University, Cambridge, MA, and approved July 6, 2018 (received for review June 19, 2018)

[2] “C1. In model pathways with no or limited overshoot of 1.5°C, global net anthropogenic CO2 emissions decline by about 45% from 2010 levels by 2030 (40–60% interquartile range), reaching net zero around 2050 (2045–2055 interquartile range).“ SR 15 headline statements

[3] Die anderen 5 Kyoto-THG werden bezüglich ihrem Erderhitzungspotential (GWP) in CO2 Äquivalente (engl. equivalent, Abkürzung „e“ oder „eq“) umgerechnet.

[4] Bei den aktuellen Emissionen sind Österreichs mit über 80 Mio T CO2e rund 1/600 der knapp 50 GT CO2e globaler THG. Der historische Anteil Österreichs bei den globalen Emissionen ist bedeutend höher.